Vorab zu den Begriffen: Die Komplementärmedizin umfasst Praktiken, die zusammen mit der Schulmedizin angewendet werden; die alternative Medizin solche, die anstelle der Schulmedizin zum Einsatz kommen. Beide Ansätze basieren auf anderen Modellen der Entstehung und Behandlung von Krankheiten als jene der konventionellen, wissenschaftlich etablierten Schulmedizin. Dieser Blog beleuchtet die Eigenheiten der Komplementär- sowie der Schulmedizin, auf die alternative Medizin wird nicht eingegangen. Die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) ist als ein Teil der Schulmedizin zu betrachten. Zur Phytotherapie gibt es auch bei unserem Partner Zeller viele nützliche Informationen.
Die Komplementärmedizin wird zusammen mit der Schulmedizin angewendet, die alternative Medizin anstelle der Schulmedizin.
Komplementärmedizin
Wie die Alternativmedizin betrachtet die Komplementärmedizin die Gesamtheit von Körper, Geist und Seele – ein inneres Ungleichgewicht kann zu Krankheiten führen. Bei der Therapie geht es somit vornehmlich darum, die Balance zwischen diesen drei Kräften wiederherzustellen, die Selbstheilungskräfte anzuregen und Gesundheitsstörungen vorzubeugen. Die Komplementärmedizin betrachtet den Menschen grundsätzlich als gesund, die Behandlung ist gesundheitsorientiert.
Behandlungsmethoden
Zu den komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden gehören Naturheilverfahren, Körpertherapien, Entspannungspraktiken und Behandlungsmethoden wie Homöopathie, Osteopathie und Eigenbluttherapie sowie Methoden der anthroposophischen Medizin und der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Wer entscheidet sich für Komplementärmedizin?
Komplementärmedizinische Therapien werden in der Regel nicht aufgrund enttäuschter Erwartungen an die Schulmedizin gewählt, sondern vielmehr aufgrund unterschiedlicher Auffassungen von Krankheit und Heilung. Personen, die auf die Stärkung selbstheilender Kräfte setzen und sich selbst eine aktive Rolle beim Wiedererlangen – und Erhalten – der eigenen Gesundheit zuschreiben, wählen eher komplementärmedizinische Methoden.
Auch die Seele soll therapiert werden
Hinzu kommt: Menschen entscheiden sich für die Komplementärmedizin, weil diese auch die seelischen Faktoren berücksichtigt, etwas, was die Schulmedizin in ihren Augen vernachlässigt. Wer nämlich die Ursachen einer Krankheit (auch) in der Psyche sieht, wünscht sich eine ganzheitliche Behandlung.
Personen, die auf selbstheilende Kräfte setzen, wählen eher komplementärmedizinische Methoden.
Ja oder nein?
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind Personen offen für eine komplementärmedizinische Behandlung, wenn sie folgende Fragen mit Ja beantworten können:
- Wollen Sie selbst aktiv werden, statt nur «behandelt» zu werden?
- Befürchten Sie, dass die Ärzte von sich aus nicht alles tun, was für Ihre Heilung notwendig ist?
- Haben Sie Angst vor einem Rückfall und möchten etwas dagegen unternehmen?
- Haben Sie Bedenken gegenüber der «Schulmedizin»? Machen Sie sich Sorgen, dass die schulmedizinische Behandlung Ihnen schaden könnte?
- Geht es Ihnen sehr schlecht, und Sie möchten keine Chancen auf Heilung verpassen?
Während man bei klinischen Therapien wenig Einfluss hat – man kann sie ablehnen, aber in der Regel nicht auswählen –, empfinden viele Menschen komplementärmedizinische Massnahmen als Eigeninitiative, im Sinne von «Ich tue etwas für mich», «Ich kann meine Situation verbessern».
Schulmedizin
Der Begriff Schulmedizin wird zwar häufig verwendet, ist aber nicht genau definiert. Das Wort stammt laut Wikipedia aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde als Gegensatz zur damals entwickelten Homöopathie und Naturheilkunde verstanden. Gemeint war damit das Wissen über Krankheiten, das an Hochschulen gelehrt wurde.
Heute sprechen Fachleute lieber von wissenschaftlich fundierter Medizin statt von Schulmedizin. Sie basiert auf wissenschaftlich beweisbaren Fakten und auf wissenschaftlich erarbeitetem Wissen über Krankheiten. Die Forderung der Schulmedizin: Wer eine Therapie entwickelt und anbietet, muss beweisen können, dass sie wirkt. Der Fachbegriff für diese Beweiskraft lautet Evidenz. Dazu gehört auch das Wissen darüber, wann eine Therapie wirkt und wann nicht, bei wem und bei wem nicht, und welche Nebenwirkungen sie mit sich bringen kann. Auch die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) ist als ein Teil der Schulmedizin zu betrachten.
Wer eine Therapie entwickelt, muss ihre Wirkung beweisen können. Das nennt man Evidenz.
Ursache und Wirkung
Die wissenschaftlich fundierte Medizin folgt mit ihren diagnostischen und therapeutischen Massnahmen dem Denkansatz von Ursache und Wirkung. Ursache und Wirkung lassen sich mit wissenschaftlichen Methoden objektiv nachweisen. Dabei stehen im Gegensatz zur Komplementärmedizin isolierte Faktoren als Krankheitsursachen im Vordergrund, der Ansatz ist primär krankheitsorientiert.
Auch die Schulmedizin sieht den Menschen zunehmend als vernetztes System.
Wer entscheidet sich für Schulmedizin?
Wer sich für schulmedizinische Verfahren entscheidet, dem reicht ein «Wer heilt, hat recht» nicht. Eine Heilung muss bewiesen werden. Doch: Wie «funktioniert» ein solcher Beweis?
Üblicherweise reichen einzelne Erfahrungsberichte nicht, es braucht Daten aus kontrollierten klinischen Studien. Diese Daten müssen öffentlich zur Verfügung stehen, etwa als Publikation in einer Fachzeitschrift. Und sie müssen sich überprüfen und nachvollziehen lassen. Experten leiten aus diesen Studiendaten Leitlinien für eine Behandlung ab. Dazu gehört nicht nur die Wirkung, auch über die Nebenwirkungen und möglichen Langzeitfolgen einer Behandlung muss man Bescheid wissen. Die Daten müssen sich zudem bewerten lassen: Wie gut sind die Beweise? Wie zuverlässig sind die Daten?
Die Schulmedizin basiert ihre Therapien auf Daten aus kontrollierten klinischen Studien.
Sicherheit und Vertrauen
Anhänger der Schulmedizin vertrauen eher auf «beweisbare» Erfolge von erprobten Therapien und Medikamenten. Solche «Beweise» vermitteln ihnen Sicherheit und Vertrauen. Kritisiert wird an der komplementären oder alternativen Medizin, dass für die meisten Verfahren überprüfbare Daten fehlen oder dass die vorhandenen Daten nicht ausreichen, um eine Therapie wirklich beurteilen zu können. Nicht zuletzt bezweifeln sie – gerade bei schweren Erkrankungen wie Krebs –, dass die komplementären Behandlungen ausreichen, um ihre Krankheit zu heilen.
Letztendlich ist für die Behandlung von menopausalen Beschwerden häufig eine Kombination aus beiden Richtungen sinnvoll. Eine ganzheitliche Betrachtung hilft den eigenen Körper besser zu verstehen und herauszufinden welche Methoden die Lebensqualität steigern können.
Besonders für Personen, die gegenüber einer Hormonersatztherapie skeptisch sind, deren Symptome eher mild sind, oder die aus anderen Gründen keine schulmedizinische Behandlung in Erwägung ziehen, können komplementärmedizinische Ansätze sehr nützlich sein.