Was ist eine Hormontherapie?

Die Menopause ist zwar ein natürlicher Prozess, aber die damit verbundenen Symptome können manchmal lästig sein. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung, wie z. B. die Hormonersatztherapie (HRT, englisch: Hormone Replacement Therapy) oder die lokale ultraniedrigdosierte Östrogen-Behandlung.

Eine fundierte Entscheidung zur Hormonbehandlung

Die Entscheidung, sich einer Hormontherapie zu unterziehen, ist individuell vom Leidensdruck und der persönlichen Krankengeschichte abhängig. Frauen werden ermutigt, aktiv in die Entscheidungsfindung einzusteigen - dafür ist es wichtig, die Fülle an komplexen Informationen über HRT und andere Hormontherapien bewerten zu können. 

Wird eine Hormonbehandlung in Erwägung gezogen, ist es wichtig, die Bedenken und Erwartungen mit dem Arzt zu besprechen. Die Hormontherapie zur Behandlung der Menopause hat in den letzten Jahrzehnten aufgrund negativer Schlagzeilen Besorgnis ausgelöst. Viele Frauen machen sich Sorgen über die potenziellen Risiken, insbesondere die Gefahr der Entstehung von Brustkrebs. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass sich Dosierung, Produkte und Behandlungskonzepte mittlerweile geändert haben und an aktuelle Forschungsergebnisse angepasst wurden.

 

Welche Arten von Hormontherapien gibt es?

Hormontherapien gibt es in verschiedenen Formen und Wirkstoffkombinationen. Die Wahl der Therapie hängt von den individuellen Umständen, den Symptomen und der Krankengeschichte ab. Es werden zwei Formen der Hormontherapie unterschieden:

Bei der systemischen Hormonersatztherapie (HRT), werden die Hormone in den Blutkreislauf aufgenommen und beeinflussen so den gesamten Körper. Daher ergeben sich potentielle Risiken und Nebenwirkungen aus der Anwendung. Die HRT ist u.a. in Form von Tabletten, Pflastern oder Cremes erhältlich. Für systemische Hormonersatztherapien stehen entweder eine Mono-Hormontherapie mit Östrogen oder Gestagen (Progesteronersatz) oder eine kombinierte Hormontherapie (Östrogen und Gestagen) zur Verfügung.

Bei einer lokalen ultraniedrigdosierten Östrogentherapie profitiert schwerpunktmässig der Ort der Applikation vom Nutzen der Behandlung, die in der Regel sehr arm an Risiken und Nebenwirkungen ist. Sie kommt zum Beispiel bei der Behandlung von Scheidentrockenheit in Form von Cremes oder Zäpfchen, die extrem niedrig dosiertes Östrogen enthalten, zum Einsatz.  

Welche Vorteile bietet die HRT?

Eine Hormonersatztherapie kann die meisten menopausalen Beschwerden lindern, z. B. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Scheidentrockenheit und Gelenkschmerzen. Sie ersetzt die weiblichen Hormone, die bei Eintritt der Menopause auf einem niedrigeren Niveau sind.  

Die Hormonersatztherapie ist nicht nur eine wertvolle Behandlungsmöglichkeit für typische menopausale Beschwerden, sondern kann sich auch positiv auf das Risiko für die Entwicklung verschiedener Krankheiten auswirken. Das Risiko von Knochenbrüchen, Herzerkrankungen und Demenz wird durch HRT verringert. Die Hormonersatztherapie wird mit einem geringeren Risiko für Typ-II-Diabetes und Osteoarthritis in Verbindung gebracht und hilft bei der Behandlung einer vorzeitigen Eierstockinsuffizienz (vorzeitige Menopause). Besonders vorteilhaft ist die Hormonersatztherapie, wenn sie bei Frauen unter 60 Jahren und innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Menopause begonnen wird.

Die Hormonersatztherapie ist jedoch nicht alternativlos. Insbesondere bei leichten bis mittelstarken Beschwerden, können eine Änderungen des Lebensstils sowie pflanzliche Medikamente einen erheblichen Einfluss auf menopausale Beschwerden und die Lebensqualität haben. 

Die häufigsten Nebenwirkungen von HRT

Wie jede andere Therapie kann auch die Hormonersatztherapie Nebenwirkungen und Risiken haben. Die häufigsten kurzfristigen Nebenwirkungen sind Magenschmerzen, Brustspannen, Depressionen, Schwellungen in den Beinen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Rückenschmerzen und vaginale Blutungen. 

Obwohl viele Frauen glauben, dass die HRT zu einer Gewichtszunahme führt, wird diese Behauptung durch wissenschaftliche Studien nicht bestätigt. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass eine Gewichtszunahme in der Menopause unabhängig von der Einnahme der Hormonersatztherapie zwar häufig vorkommt, durch körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung jedoch verbessert werden kann. 

Da sich einige Nebenwirkungen in der Regel mit der Zeit bessern, wird empfohlen, die Behandlung mindestens drei Monate lang fortzusetzen. Wenn die Nebenwirkungen schwerwiegend sind oder anhalten, kann die Ärztin vorschlagen, die Dosis anzupassen oder das Medikament zu wechseln. 

Insbesondere wenn Risikofaktoren oder Vorerkrankungen vorliegen, kann eine Hormonersatztherapie das Risiko für Erkrankungen wie Blutgerinnsel, Schlaganfall und bestimmte Krebsarten geringfügig erhöhen. Die Vorteile der HRT überwiegen jedoch die Risiken, wenn sie gesunden Frauen mit menopausalen Beschwerden verabreicht werden.

Wann wird eine systemische HRT nicht empfohlen?

Bei Frauen mit ungeklärten vaginalen Blutungen, Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Blutgerinnungsproblemen oder während der Schwangerschaft sollte eine HRT vermieden werden. Frauen mit familiärer Vorgeschichte von Brust- oder Gebärmutterkrebs, Herzinfarkten oder Blutgerinnungsproblemen in der Familie sollten Nutzen und Risiken mit ihrer Ärztin gemeinsam abwägen. Rauchen, Übergewicht, Migräne, Leberprobleme, Gallensteine oder Bluthochdruck können ebenfalls Risikofaktoren sein, die mit dem Arzt besprochen werden müssen. Die individuelle Entscheidung muss die Ärztin gemeinsam mit der Patientin treffen - es ist wichtig, dass Patientinnen in einer ärztlichen Beratung alle Informationen für eine fundierte Entscheidung zur Verfügung stellen. 

Was sind bioidentische Hormone?

Die bioidentische Hormontherapie ist derzeit ein «heisses Thema» in der Gynäkologie. Bei dieser Therapie werden Hormone verwendet, die in ihrer Struktur mit den körpereigenen Hormonen identisch sind. Sie gelten als sicherer und wirksamer als Hormon-Derivate, die in der herkömmlichen Hormontherapie verwendet werden, auch wenn es noch nicht genügend wissenschaftliche Beweise gibt, um dies zu bestätigen. Ein Hormon, das "bioidentisch" ist, muss nicht zwangsläufig risikoärmer in der Anwendung sein. Die bioidentischen Hormone können aus Pflanzen gewonnen werden, häufig erfolgt die Herstellung jedoch synthetisch oder halbsynthetisch.