Link zwischen früher Menopause, Hormontherapie und Alzheimer

Link zwischen früher Menopause, Hormontherapie und Alzheimer

Eine kürzlich veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass eine frühere Menopause und ein später Beginn der Hormontherapie das Alzheimer-Risiko erhöhen könnten.

Studien haben gezeigt, dass Frauen ein höheres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken als Männer, wenn bestimmte Indikatoren für diese Krankheit vorliegen. Es gibt insbesondere zwei Proteine, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden: das β-Amyloid-Protein und das Tau-Protein. β-Amyloid und Tau sind wichtige Indikatoren für Alzheimer.

Das Protein β-Amyloid wird auf natürliche Weise in unserem Gehirn produziert. In einigen Fällen kann es sich jedoch zu Klumpen, so genannten Plaques, ausserhalb der Nervenzellen ablagern und dadurch die Kommunikation zwischen diesen Zellen blockieren. Plaques können Entzündungen auslösen und werden mit neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer in Verbindung gebracht.

Ausserdem kann die durch β-Amyloid ausgelöste Entzündung zur Bildung von neurofibrillären Tau-Tangles innerhalb der Nervenzellen beitragen. Neurofibrilläre Tau-Tangles sind Ablagerungen des Tau-Proteins und sind für den kognitiven Verfall im Zusammenhang mit Alzheimer verantwortlich. Folglich sind hohe β-Amyloid- und Tau-Levels Indikatoren für ein erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken.

Biologische Mechanismen, die zur Ablagerung von Tau bei Frauen beitragen

Die Mechanismen, die zu einem Geschlechtsunterschied bei Alzheimer führen, sind Gegenstand aktueller Forschung und noch nicht gut verstanden. Die frühe Menopause wurde mit erhöhter Alzheimer-Demenz in Verbindung gebracht, was mit Tau-Ablagerungen zusammenhängen könnte.

Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Hormonersatztherapie und kognitiven Beeinträchtigungen scheinen die Erkenntnisse auf den ersten Blick widersprüchlich. Während in einigen Studien berichtet wurde, dass eine Hormonersatztherapie (HRT) kognitive Beeinträchtigungen bei Frauen in den Wechseljahren verbessern kann, deuten die Ergebnisse der Women's Health Initiative (WHI) darauf hin, dass die Einnahme einer HRT (Östrogen plus Gestagen) im Vergleich zu Placebo mit einer zweifach höheren Inzidenz einer wahrscheinlichen Demenz verbunden war. Die Ergebnisse dieser Studie sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen (siehe Infobox unten).

Der Widerspruch zwischen diesen Studien könnte durch den Zeitpunkt des Beginns der HRT erklärt werden. Folgestudien haben nämlich gezeigt, dass die negativen Auswirkungen der HRT davon abhängen, ob die HRT bei postmenopausalen Frauen kurz vor Beginn der Menopause oder später eingeleitet wird.

Frühes Einsetzen der Menopause und HRT-Anwendung sind mit Tau-Ablagerungen verbunden

Eine kürzlich im JAMA veröffentlichte Studie untersuchte die biologischen Mechanismen, die die Tau-Ablagerungen, die nachweislich das Risiko für die Entwicklung von Alzheimer erhöhen, bei weiblichen Personen verstärken könnten. Die Studie wurde an Erwachsenen durchgeführt, bei denen keine kognitive Beeinträchtigung oder Demenz diagnostiziert worden war, und sollte klären, ob das weibliche Geschlecht, ein jüngeres Alter bei der Menopause und die Einnahme von Hormonersatztherapien mit regionalen Tau-Ablagerungen verbunden sind.

Insgesamt wurden 292 Personen einer klinischen Untersuchung unterzogen, einschliesslich einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Bestimmung der β-Amyloid- und Tau-Levels. Das Durchschnittsalter lag bei 67 Jahren, und 66 % der Teilnehmenden waren weiblich.

Einfluss des Geschlechts, des Alters bei der Menopause und der Anwendung von HRT auf Tau-Ablagerung

Die Studie ergab, dass Frauen im Vergleich zu gleichaltrigen Männern einen höheren Tau-Spiegel aufwiesen, was das bereits erwähnte höhere Risiko von Frauen für die Entwicklung von Alzheimer bestätigt. Wie erwartet war dies bei Personen mit erhöhten β-Amyloid-Werten besonders ausgeprägt.

Im Allgemeinen war das Alter bei der Menopause bei weiblichen Personen nicht mit höheren Tau-Ablagerungen verbunden. Bei Frauen mit hohen β-Amyloid-Spiegeln war jedoch ein frühes Alter bei der Menopause signifikant mit einer höheren Tau-Ablagerung verbunden.

Ein ähnlicher Zusammenhang wurde beim Vergleich von Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) anwendeten, mit Frauen, die keiner HRT ausgesetzt waren, festgestellt. Wurde die Analyse auf Personen beschränkt, die aufgrund hoher β-Amyloid-Werte bereits ein erhöhtes Risiko aufwiesen, zeigten Frauen, die eine Hormonersatztherapie erhalten hatten, höhere Tau-Ablagerungen auf als Frauen, die keine Hormonersatztherapie nahmen. Bei Beschränkung auf Personen, die kein erhöhtes Risiko aufgrund hoher β-Amyloid-Spiegel aufwiesen, wiesen sowohl HRT-Anwenderinnen als auch Nicht-Anwenderinnen höhere Tau-Werte auf als Männer.

Darüber hinaus ergab die Studie, dass ein später Beginn der HRT (> 5 Jahre nach der Menopause) mit Tau-Ablagerungen verbunden war, verglichen mit einer frühen HRT (innerhalb von 5 Jahren nach der Menopause).

Kognitive Funktion gemäss fragebogenbasierter Bewertung

Schliesslich wurde die kognitive Funktion der Teilnehmenden anhand eines Fragebogens bewertet. Je höher die Punktzahl, desto besser war die kognitive Funktion der getesteten Person.

Im Allgemeinen waren die kognitiven Fähigkeiten der Frauen besser als die der gleichaltrigen Männer. Beim Vergleich der weiblichen Teilnehmerinnen war eine frühe Menopause mit niedrigeren kognitiven Fähigkeiten verbunden, insbesondere bei Frauen mit hohen β-Amyloid-Spiegeln. Es gab keinen Unterschied zwischen Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) anwendeten, und solchen, die dies nicht taten, aber der Zeitpunkt der HRT hatte einen Einfluss. Diejenigen, die spät mit der HRT begannen, wiesen eine geringfügig niedrigere kognitive Funktion auf als diejenigen, die früh mit der HRT begannen.

Was können wir daraus lernen?

Die Studie deutet darauf hin, dass eine frühere Menopause und eine HRT-Anwendung bei hohen β-Amyloid-Spiegeln mit einer Verstärkung der Tau-Ablagerungen im Gehirn und dadurch mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Alzheimer verbunden sein könnten. Der Zusammenhang zwischen HRT und Tau-Ablagerungen hängt vom Zeitpunkt des Beginns der HRT ab. Um die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Entwicklung und dem Fortschreiten von Alzheimer vollständig zu verstehen, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich.

Eine mögliche Einschränkung dieser Studie besteht darin, dass die erhobenen Daten von den Teilnehmenden selbst angegeben wurden und daher Angaben wie das Alter bei der Menopause unzuverlässig sein könnten. Ausserdem hat der starke Rückgang der HRT-Anwendung nach der Veröffentlichung des WHI-Berichts (etwa 46 % HRT-Anwendung bei Frauen in den Wechseljahren vor der Veröffentlichung gegenüber 14,6 % nach der Veröffentlichung) die Altersprofile der HRT-Anwenderinnen im Vergleich zu den Nicht-Anwenderinnen erheblich beeinflusst und damit die Korrelation verzerrt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Ergebnisse Auswirkungen auf die Pläne zur Diagnose von Alzheimer bei Frauen nach der Menopause haben könnten. Frauen, die früh in die Wechseljahre gekommen sind, und Frauen, die in der Vergangenheit eine Hormonersatztherapie eingenommen haben, haben wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken.

Women’s health initiative
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