Im Dezember 2023 fand das dritte Meeting des herea Expert Boards statt. Zum Thema „Menopause und Gewichtsveränderung“ präsentierte Frau Dr. med. Susanna Weidlinger, Oberärztin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern und Präsidentin der Schweizer Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie, Kontrazeption und Menopause, ihre Arbeit „Impact of estrogens on resting energy expenditure: A systematic review“. Die Übersichtsarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung des Einflusses einer Medikation mit natürlichen und synthetischen Östrogenen auf den Ruheenergieverbrauch gesunder normal- bis übergewichtiger Frauen.1
Die Autoren untersuchen den Zusammenhang zwischen MHT und Energiebilanz. Tierstudien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Östrogen und der Aktivierung des braunen Fettgewebes (BAT) hin, was den Ruheenergieverbrauch (REE) erhöhen und zu einer negativen Energiebilanz beitragen kann.1
Entgegen den weit verbreiteten Befürchtungen könnte die MHT einer altersbedingten Gewichtszunahme entgegenwirken, indem sie die Energiezufuhr reduziert, den Energieverbrauch durch körperliche Aktivität erhöht und vor allem den Ruheenergieverbrauch steigert. Grosse randomisiert kontrollierte Studien wie PEPI und DOPS zeigten bei postmenopausalen Frauen nach 3–5 Jahren eine geringere Gewichtszunahme in der MHT-Gruppen im Vergleich zu Placebo.2–4
Zusätzlich zu den möglichen Auswirkungen des sinkenden Östrogenspiegels auf das Gewicht deuten Studien darauf hin, dass die Zunahme des Levels an Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) in der Perimenopause zu einer Fettumverteilung führen und die Lipidbiosynthese antreiben könnte.5 Während die meisten Kontrazeptiva eine senkende Wirkung auf die FSH- Level haben, ist eine derart ausgeprägte Absenkung der Gonadotropine bei einer MHT nicht gegeben.6
Insgesamt konnte die weit verbreitete Annahme, dass eine MHT zu einer Gewichtszunahme führt, in Studien widerlegt werden.1–4 In der Übersichtsarbeit von Dr. Weidlinger wird hervorgehoben, dass die MHT sogar potenziell zu einer leichten Verringerung der altersbedingten Gewichtszunahme führen kann. Die Angst vor einer Gewichtszunahme als Folge einer MHT ist demzufolge unbegründet.
Der Ruheenergieverbrauch nimmt in der prä- bis postmenopausalen Lebensphase (40–60 Jahre) konstant ab.1 Allerdings ist es schwierig, die Änderung des Ruheenergiebedarfs genau zu bestimmen. Studien zur Änderung des REE unter MHT oder Kontrazeptiva (COC) zeigen entweder eine Zunahme des REE oder keinen Unterschied zwischen den MHT/COC Gruppen gegenüber den mit Placebo behandelten Gruppen.
Für Patientinnen, die eine MHT nicht in Erwägung ziehen oder bei denen eine MHT aufgrund der medizinischen Vorgeschichte kontraindiziert ist, bietet das nicht-hormonelle Medikament Fezolinetant eine Alternative.7 In Tierstudien und Humanstudien wurde unter Behandlung mit Fezolinetant keine Gewichtszunahme beobachtet.8
Insgesamt sind sich die Experten einig, dass noch weitere Daten für ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen den mit der Menopause einhergehenden hormonellen Veränderungen und der Gewichtszunahme nötig sind.